Aus der Sicht des Hausschweins
Morgens, wenn der erste Lichtstrahl durch die Stalltür schleicht....
Morgens, wenn der erste Lichtstrahl durch die Stalltür schleicht...
Da bin ich! Wach! Gähnend strecke ich mich, die Muskeln sind steif, der Boden unter mir ist hart und riecht nach Stroh. Ich drehe mich auf die andere Seite und höre das Knarzen der Stalltür. Die Menschen kommen! Ah, sie bringen Futter! Das ist wie Musik in meinen Ohren, besser als jedes Lied. Ein paar Schritte – es dauert, aber sie kommen. Ich kann das Scharren der Füße hören. Mmmm... die Mischung aus Mais, Kartoffeln und altem Brot. Meine Lieblingsspeise.
Das Futter kommt an und ich grunze vergnügt. Ich könnte stundenlang schmatzen! Wenn der Trog mal voll ist, esse ich so schnell wie möglich, denn man weiß nie, wie lange das Festmahl bleibt. Ein paar meiner Freunde, die um mich sind, machen es genauso – schmatzen und grunzen, was das Zeug hält. Es ist wie ein Wettessen, aber im Grunde geht es ums Überleben.
Aber… warum ist der Stall so kalt? Ich kann die Zugluft spüren, und das Stroh da drüben – das ist nicht genug! Meine Flanken sind voller Kälte und ich habe das Gefühl, dass die Luft einfach nicht gut ist. Ich wünsche mir ein warmes, gemütliches Nest. Das ist so viel schöner, als diese Kälte! Warum nicht ein paar mehr Heuballen? Oder zumindest ein dickerer Strohboden. Hier, bei der Wand, da ist es besonders kalt!
Die ersten Stunden des Tages...
Ich wälze mich in dem Stroh und suche die richtige Position. Der Stall ist eng, aber immerhin… es gibt andere hier. Doch manchmal wird es echt voll. Vielleicht könnte man mehr Platz für uns schaffen, damit wir uns nicht ständig gegenseitig stoßen. Ich will auch mal in Ruhe dösen und nicht ständig angestoßen werden. Pff, immer diese Rivalitäten um die besten Liegeplätze.
Und dann... wieder das tägliche Ausmisten. Ja, ich weiß, es muss sein. Aber warum müssen sie das gleich so früh machen, wenn wir gerade gemütlich schlemmen oder uns ausruhen wollen? Der Mensch mit der Schaufel, der so hektisch in die Ecken schiebt und dabei lauter Geräusche macht – es ist eine ständige Unterbrechung des Wohlfühlmoments. Das Stroh wird weggenommen, der Boden ist hart und kalt. Warum ist es immer so eine trockene Sache? Ich liebe es, wenn es feucht und weich ist, dann kann ich mich richtig eingraben.
Ich wünsche mir mehr Abwechslung! Mehr Platz zum Umherlaufen, ein bisschen mehr Freiheit. Die meiste Zeit sitze ich hier und drehe mich im Kreis. Die Mauern sind hoch und drücken sich mir fast auf die Ohren. Warum nicht ein bisschen mehr an die frische Luft, um in der Erde zu wühlen und die Sonne zu spüren? Das wäre ein Fest für meine Haut!
Mittag und der Wunsch nach Abwechslung...
Wieder ist die Futterzeit gekommen. Heute gibt es Apfelreste – herrlich süß und saftig! Aber ich bin nicht nur für Äpfel zu haben, ich will auch gerne mal etwas, das meinen Körper fordert. Vielleicht ein paar Wurzeln? Etwas, das mich dazu bringt, die Erde aufzuwühlen. Oh, wie ich es liebe, mich im Matsch zu suhlen!
Es ist der Moment, in dem ich mich lebendig fühle! Nicht einfach nur das Futter fressen, sondern die Erde spüren, nach Futter suchen, mit meiner Schnauze meine Umgebung erforschen. Doch hier im Stall bleibt das leider nur ein Traum. Es gibt zwar ab und zu ein paar Dinge, die uns die Menschen in den Stall werfen, aber diese flachen Ecken und der kahle Boden sind nicht das gleiche wie ein freies Feld.
Ich merke, wie ich mich oft nach draußen sehne. Klar, ich bin ein Hausschwein, aber ich habe auch Bedürfnisse, die nicht nur aus Futter und Schlaf bestehen. Es ist wie eine innere Unruhe. Ein Bedürfnis nach mehr, nach Leben außerhalb des Stalls. Ich möchte rennen, wühlen, mein Schweineherz an die frische Luft hängen. Ich will die Freiheit schnuppern!
Der Nachmittag, das Warten...
Nun sitze ich wieder in meinem Stall. Die Menschen kommen regelmäßig, um nach uns zu sehen, aber sie sind nicht oft genug da. Es gibt viele, viele Stunden, in denen ich mich alleine fühle. Und in diesen Momenten frage ich mich, warum ich nicht einfach mal raus kann. Warum nicht eine große Wiese, auf der ich mir eine kleine Ecke suchen kann, die nur mir gehört? Und warum sind die Wände hier so eng? Wenn ich wenigstens in einen größeren Raum könnte, um zu laufen!
Aber statt der Freiheit muss ich mich mit dem begnügen, was ich habe. Ein paar Streicheleinheiten durch die Hand des Menschen sind ganz nett, aber warum müssen sie so selten sein? Ich genieße es, wenn man mir den Kopf krault und ich mich an die Hand schmiege. Ich kann gar nicht genug davon bekommen. Mehr davon, bitte!
Abends, wenn die Sonne sinkt...
Der Tag neigt sich dem Ende zu und ich spüre, wie die Müdigkeit mich überkommt. Ein letzter Blick zum Stallfenster – draußen wird es dunkel, und ich wünschte, ich könnte den Tag unter freiem Himmel ausklingen lassen. Stattdessen komme ich in mein kleines, kaltes Nest zurück, schlinge mich in das Stroh, versuche, mich noch ein wenig zu wärmen, während ich von den warmen Sommertagen träume.
Ich denke an all das, was ich mir wünsche: Ein größerer Raum, mehr Abwechslung, mehr Freiheit und vor allem mehr menschliche Zuwendung. Aber für heute reicht es, wenn ich in meinem Schlafbereich liege und sanft die Augen schließe. Morgen geht es von vorne los – Fressen, Warten, Fressen, Warten. Aber vielleicht gibt es ja eines Tages mehr.
Ich hoffe, dass die Menschen uns eines Tages verstehen und uns mehr von dem geben, was wir wirklich brauchen. Nicht nur Futter, sondern auch Freiheit und ein bisschen mehr Liebe.